Komplementär- und Alternativmedizin (CAM) spielt eine wichtige Rolle in Europas Gesundheitswesen – aber es gibt zu wenig gesichertes Wissen darüber
29.11.2012
Massive Datenlücken für CAM in Europa
Europa hat sich bisher nur unzureichend mit diesem Feld der Medizin befasst. Verwertbares Wissen über die Verbreitung von CAM als Medizindienstleistung für die europäischen Bürger und Patienten ist größtenteils nicht vorhanden. Weder sind in den meisten europäischen Ländern bisher die Bedürfnisse der BürgerInnen in Bezug auf das CAM-Angebot erhoben worden noch gibt es gesichertes Wissen über die Situation der Anbieter.Was ist CAM?
CAM ist ein Sammelbegriff für Behandlungsmethoden, die meist außerhalb der konventionellen Medizin in Anspruch genommen werden. Methoden wie Phytotherapie, Homöopathie, Manuelle Therapien (Massage, Osteopathie und Reflexologie) oder Akupunktur, um nur die Bekanntesten zu nennen, werden in der Behandlung chronischer Erkrankungen, Krankheitsprävention und der Gesundheitsvorsorge angewandt. CAM umfasst aber auch in einigen europäischen Ländern weniger bekannte Methoden wie z. B. anthroposophisch erweiterte Medizin, klassische Naturheilverfahren oder Neuraltherapie.Forderungen an die EU: „Roadmap for European CAM research“
Die CAMbrella-Gruppe fordert die EU auf, europäische CAM-Forschungsprogramme und -initiativen zu implementieren, die die generell unklare Situation dieses Gebietes ins Auge fassen und sich an den tatsächlichen medizinischen Versorgungsbedingungen in Europa orientieren, wie Prof. Dr. Benno Brinkhaus vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie an der Charité - Universitätsmedizin Berlin und Leiter der Arbeitsgruppe Roadmap ausführt: „Wenn CAM ein Teil der Lösung der Probleme im Gesundheitssystem sein soll, die in den kommenden Jahren auf uns zukommen, müssen wir dringend zuverlässige Informationen über Wirksamkeit, Sicherheit und Kosten in den realen Versorgungsbedingungen sammeln und analysieren.“Die Projektgruppe schlägt die Errichtung eines europäischen Zentrums für CAM vor, das die von CAMbrella empfohlene Forschungsstrategie berücksichtigt. Ein solches Zentrum würde den Forschern die Beantwortung der drängendsten Fragen möglich machen: Wer benutzt CAM in Europa und wofür? Welche CAM-Methoden versprechen den größten Nutzen für die zentralen Gesundheitsprobleme Fettleibigkeit, Diabetes und Krebs? Wie kann die Sicherheit von Patienten gewährleistet werden? Welche Bedürfnisse haben EU-Bürger? Welche Chancen und Risiken bestehen bei der Integration von CAM in konventionelle Behandlungspläne? Was ist bei der Planung eines einheitlichen, wissenschaftsbasierten Vorgehens und bei der koordinierten Verbreitung der Ergebnisse in allen Bereichen der EU-Öffentlichkeit zu beachten?
„Die Vision von CAMbrellas Roadmap ist es, zu einer evidenzbasierten Grundlage beizutragen, die den europäischen Bürgern und Politikern ermöglicht, fundierte Entscheidungen zu CAM zu treffen“, fasst Prof. Dr. Benno Brinkhaus die Ziele des Projekts zusammen. „Dem CAMbrella-Projekt kommt somit eine zentrale Bedeutung für die Komplementärmedizin und die Gesundheitsversorgung in Europa zu“, resümiert der Projektleiter Dr. Weidenhammer, „es kommt nun darauf an, die Ideen und Vorschläge umzusetzen und dazu bedarf es dringend einer europäischen Förderung.“
Zur Bayerischen Forschungsallianz (BayFOR)
Die BayFOR berät und unterstützt Wissenschaftler aus bayerischen Hochschulen und Akteure aus der Wirtschaft umfassend beim Einwerben von europäischen Forschungsgeldern mit dem Ziel, den Wissenschafts- und Innovationsstandort Bayern im Forschungsraum Europa fortzuentwickeln. Der Schwerpunkt liegt auf dem aktuellen Forschungsrahmenprogramm (FP7) und Horizon 2020, dem künftigen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der EU. Im europäischen Beratungsnetzwerk für KMU, dem „Enterprise Europe Network“ (www.een-bayern.de), fungiert sie als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Daneben koordiniert die BayFOR die gemeinsamen Aktivitäten der Bayerischen Forschungsverbünde und unterstützt ihre Vernetzung auf europäischer Ebene. Sie beheimatet zudem die Wissenschaftliche Koordinierungsstelle Bayern-Québec/Alberta/International der Bayerischen Staatsregierung. Die BayFOR ist eine Partner-Organisation im bayerischen Haus der Forschung (www.hausderforschung.bayern.de) und wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst gefördert. Beim EU-Projekt CAMbrella leistete die Bayerische Forschungsallianz Unterstützung bei der Antragstellung im FP7 und übernahm während der Laufzeit das Projektmanagement. Weitere Informationen finden Sie unter: www.bayfor.org.Anmerkungen
- „CAM” steht für „Complementary and Alternative Medicine”. CAM setzt sich zunehmend auch im deutschsprachigen Raum als gängige Abkürzung für Behandlungsverfahren durch, die nicht dem Mainstream der Medizin zuzuordnen sind.
- In CAMbrella haben 16 Partnerinstitutionen aus 12 europäischen Ländern zusammen gearbeitet und die „Roadmap zur Europäischen CAM-Forschung“ entwickelt. Die Roadmap soll sowohl die Bedürfnisse der europäischen Bürger berücksichtigen als auch eine brauchbare Arbeitsgrundlage für das EU-Parlament, die nationalen Fördergeber sowie CAM-Stakeholder bilden.
- Die CAMbrella-Gruppe besteht aus akademischen Forschungsgruppen und vertritt keine einzelnen CAM-Methoden oder Anbieterinteressen.
- CAMbrellas Ziel bestand darin, aussagekräftige, vergleichende Forschung und Kommunikation innerhalb Europas zu ermöglichen sowie die Schaffung einer nachhaltigen Struktur und Richtlinien für CAM in Europa zu unterstützen. Die EU-Kommission förderte das Projekt seit Januar 2010 im 7. Forschungsrahmenprogramm mit rund 1,5 Millionen Euro.
- Da aus den meisten europäischen Mitgliedsstaaten keinerlei Daten zu den Fragestellungen von CAMbrella vorliegen, konnte nur etwa die Hälfte der insgesamt 39 Mitgliedsstaaten und assoziierten Länder herangezogen werden.
- Phytotherapie/Kräutermedizin war die am häufigsten berichtete CAM-Methode. Erkrankungen des Bewegungsapparates (muskuloskeletale Erkrankungen) sind der am häufigsten genannte Grund für den therapeutischen Einsatz von CAM.
- Alle vom Projekt erstellten Dokumente werden ab Dezember 2012 laufend auf der Website: http://www.cambrella.eu/documents veröffentlicht. Wenn Sie über neue Uploads informiert werden wollen, können Sie sich hier registrieren: http://www.cambrella.eu/newsletter
Kontakt
Bettina Reiter
Wiener Internationale Akademie für Ganzheitsmedizin
telefonisch +43 699 1717 8682 oder per
E-Mail: media@no-spam-pleasecambrella.eu


